Dieser Artikel stellt ein weiteres Arbeitsbeispiel für einen humorvollen Text dar.
Ich habe damals an der Universität meine Mitstudenten beobachtet und versucht, sie spaßeshalber in verschiedene Kategorien einzuteilen. Eigentlich begegnen uns diese Charaktere tagtäglich – denn seit der Uni hat sich nicht viel geändert, oder? 😀 Ich hoffe, dieser nicht ganz ernst gemeinte Text unterhält Sie und zaubert ein amüsiertes Lächeln in Ihr Gesicht.
Welche Art von Menschen gibt es an der Uni?
Nirgends treffen sich so viele verschiedene Menschen wie an einer Universität. Sie haben mannigfache Interessen, kommen aus unterschiedlichen Ländern oder Regionen und sprechen daher verschiedene Sprachen und Dialekte. Aber nicht nur eine mögliche Sprachbarriere macht es schwierig, mit dem einen oder anderen zurecht zu kommen, manchmal liegt es einfach nur daran, dass man nicht dem gleichen Schlag entstammt. Das ist auch die Ursache für eine Gruppenbildung, denn gleich und gleich gesellt sich gerne. Damit ist in erster Linie nicht einmal die Studienfachrichtung gemeint, denn Natur-, Geistes- oder Rechtswissenschaftler zu typologisieren und auf bestehenden Vorurteilen herumzureiten, wäre ein ganz eigener Artikel.
Heute geht es um verschiedene Typen von Studenten, die aufgrund ihrer gemeinsamen Charaktermerkmale in Schubladen gesteckt werden können. Ihre charakterlichen Macken behalten sie wohl ihr ganzes Leben über … und bauen sie noch mehr aus.
Noch ein Hinweis an mögliche Kampfemanzen: Nicht böse sein, wenn der Einfachheit wegen durchwegs das (generische) Maskulinum verwendet wird. Natürlich können sich alle Beschreibungen auch auf die weiblichen Studentinnen beziehen.
Der Eitle/Schönling
Dieser Typ von Student steht nicht nur in diesem Artikel allen voran. Stets umringt und angehimmelt vom anderen Geschlecht, scheint er seine Privilegposition zu genießen und sich im Geheimen immer zu denken: „Ach, ich bin ja so schön!“. Der Eitle betritt nie einen Hörsaal, ohne von oben bis unten und ins kleinste Accessoire durchgestylt zu sein. Alles wird genau aufeinander abgestimmt, die Haare müssen perfekt sitzen, sonst droht der Ich-bezogene Supergau. Hat er einmal keinen Spiegel zur Hand, wird nicht lange gefackelt. Das Handy wird umfunktioniert, schließlich muss man sich nur zu helfen wissen. Mit der Kamera wird schnell ein Foto geschossen, welches dann kritisch beäugt wird. Etwaige das Gesamtbild trübende Störfelder werden schnellstmöglich entfernt, um den Ruf nicht zu besudeln.
Der Unästhet
Wo der Schönling in seinem Wesen vielleicht eine winzige Spur zu selbst liebend und arrogant veranlagt ist, bildet der Unästhet das Gegenteil. Er ist eigentlich ein netter Kerl, aber kein optisches Highlight, denn er tritt mit alten, stinkigen Birkenstock-Latschen und verwaschenen, einen Grauschleier tragenden, Klamotten auf. Wahlweise trägt er auch Tennissocken in Sandalen. Seine Haare haben wohl schon lange kein Shampoo mehr gesehen, denn mit dem darin regierenden Fett könnte man sich bereits ein Butterbrot schmieren. Generell scheint er dem grassierenden Hygienewahn entgegensteuern zu wollen, indem er sanitäre Anlagen weitgehend meidet. Gerne popelt er in der Nase, analysiert das Ergebnis auf seinem Finger sehr genau und schießt es dann durch den Hörsaal.
Der Sexsüchtige
Fast stündlich hat er eine andere. Es scheint schon so, als ob der Sexsüchtige alles mitnimmt, was nicht bei drei auf den Bäumen ist – egal ob Männlein oder Weiblein. Nach allen Regeln der Kunst umgarnt er sein auserspähtes Opfer, um ihm mit seiner verbalen Keule (sprich: pseudo-romantischem Gefasel) eins überzubraten und es dann in seine Höhle zu schleppen. Dort zeigt Mr. Bombastic, dass er Eier aus Plastik hat. Er kennt das Kamasutra vor- und rückwärts und könnte wie Dschingis Khan gefühlte sieben Kinder in nur einer Nacht zeugen. Seltsam: Der angebliche Sexgott ist von seinen eigenen Fähigkeiten derart angeturnt, dass … naja, außer Spesen nichts gewesen.
Der Fremdbeschäftigte
Seine Beschäftigung dient der reinen Ablenkung vom „Unterrichtsgeschehen“. Angefangen von Zeitungen, Skripten, Bücher oder Comics lesen über angestaute Arbeiten für diverse Kurse erledigen, essen oder Schals stricken, findet er immer einen Ausweg, um nicht zuhören zu müssen. In memoria an die guten alten Schulzeiten schreibt er auch gerne Zettelchen. Ebenso werden von ihm verhasste Tätigkeiten wie das Aussortieren von Daten auf dem Handy vorgenommen. Wann sollte er sonst dazu kommen? Falls ihn alle zur Debatte stehenden Fremdbeschäftigungen langweilen, malt er eine bunte Tierwelt – z.B. im Wald, am Nordpool, im Zoo, im Dschungel, unter Wasser, in der Urzeit, etc. Oder er hört partiell zu, aber nur um die Füllwörter des Dozenten in ein „Zeit-Äh-Diagramm“ einzutragen.
Der Freak
Sehr facettenreich tritt der Freak auf. Beispielsweise als Laptop-Nerd, der Dir jedes Programm oder was Du sonst noch (nicht) brauchen könntest, besorgen kann. Er ist an seinen leicht geröteten Augen mit gigantischen Ringen darunter und der Dich blendenden Bildschirmbräune zu erkennen. Er freut sich diebisch darüber, wenn er eine Anleitung im Internet findet, wie er eine Spielkonsole zerlegen und zweckentfremdet verwenden kann. Aufregen kann er sich auch ziemlich schnell. Es reicht bereits aus, wenn der X-Server keine dead keys besitzt. Gerne zeigt er dem Fremdbeschäftigten auch seine Pornosammlung – während der Vorlesung, versteht sich. Oder er versucht, ein etwaiges Doppelleben seiner Mitstudenten innerhalb dieser Branche aufzudecken.
Daneben existiert er noch als Fantasy-Freak, der sich selbst eine „secundary world“ erschaffen hat, in der er zumindest mental lebt. Da er jeden freien Gedanken, den er aufbringen kann, in diese Parallelwelt verschiebt und sich die wildesten Abenteuer (z.B. wie er als starker, bärtiger Riese mit einer rostigen Gartenschere gegen lila Monster-Ameisen aus dem All kämpft) ausdenkt, scheint er etwas weltfremd zu sein. Daher rühren auch seine Probleme, Aktuelles zu diskutieren – es sei denn, es handelt sich um den Erscheinungstermin des neuesten Buches seiner Interessenlage oder der Präsentation einer neuen Gartenschere.
Der Freak weist ein zu immenses Artenreichtum auf, als dass jeder genannt werden könnte. Daher beschränken wir uns auf diese zwei Beispiele.
Die Labertasche
Unter verbaler Inkontinenz scheint wohl die Labertasche zu leiden. Sie tarnt sich wie eine Spinne in ihrem Netz und macht sich vorerst unsichtbar. Wenn das geeignete Opfer ins Netz gegangen ist, schnellt sie plötzlich hervor und verwickelt es wortwörtlich in ein nicht zu Ende gehendes Gespräch. Jedweder Versuch, sich aus ihren Fängen zu lösen, scheitert. Die Labertasche findet immer wieder ein neues Thema, welches sie breittreten kann. Was anfänglich noch ganz in Ordnung scheint, kann ganz schnell ins Gegenteil umschlagen: so begeht die Labertaschen-Spinne ihre Metamorphose zur Nervensäge.
Der Klugscheißer
…war bestimmt schon zu Schulzeiten Lehrers Liebling und wusste die Antwort auf jede beliebige Frage: „Nehmen sich mich dran, ich weiß alles, denn ich bin so klug!“ Dieses Streber-Verhalten, das schon früher allen Mitschülern auf die Nerven ging, setzt sich an der Universität fort. Der Klugscheißer gibt seinen Universalsenf zu jedem Thema ab – egal, ob er erfordert ist oder nicht. Auch außerhalb des Vorlesungs- und Seminargeschehens versucht er, Eindruck zu schinden, indem er das Gelernte gleich anwendet. „Dein Verhalten grenzt ja schon an einen Melancholiker. Im 18. Jahrhundert hätte man gesagt, dass sich bei dir eine fixe Idee festgesetzt hat, die wohl zu einer nicht mehr kontrollierbaren, stetig wachsenden Leidenschaft avanciert. Diese wiederum raubt dir alle Sinneskraft und kann zu einem Missverhältnis zwischen Verstand und Affekt führen. Also sieh dich vor!“ oder „Hast du gerade gemerkt, dass dein Deklarativsatz eine asyndetische Reihung mit Klimax hatte?“
Der Schleimer
Ähnlich wie der Klugscheißer hat wohl auch der Schleimer seine speziellen Eigenschaften aus der Schulzeit mitgebracht. Damals war er es, der immer zu Lehrers Liebling avancieren wollte und dem Magister deswegen auf Schritt und Tritt folgte. Er tat alles, um die Tasche tragen zu dürfen, lachte über jeden – wenn auch nicht immer gelungenen – Witz des Paukers und führte mit ihm nach dem Unterricht gerne lange Gespräche. An der Uni wird dieses Verhalten ausgebaut: Einige Schleimer gruppieren sich in der Hoffnung, die Jünger des Profs zu werden. Sie gehen mit ihm rauchen, bauen Gespräche auf und werden zu seinem Fanclub. Sie himmeln ihn teilweise an wie Groupies ihren Popstar. Nicht dass sie gar noch versuchen würden, sich an ihn ranzuschmeißen… Vielleicht machen sie dies ja nur aus Eigennutz, um möglichst gute Zensuren zu erhaschen? Man weiß es nicht …
Und zum Abschluss stelle man sich eine Mischung aus all diesen Charaktere vor. Das ist dann ein Vorzeigepolitiker.
Texterstellung Kulmbach
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